Geisenfelder Nachsuche am 12.07.2020

Zum 37. Mal hat der JGV Donau-Altmühlecke e.V. heuer zu seiner Schweissprüfung „Nachsuche auf künstlicher Fährte ohne Richterbegleitung“, - die so genannte „Geisenfelder Nachsuche“ - eingeladen. Und anders als viele Schweißprüfungen in diesem Frühjahr und Sommer konnte die Prüfung auch stattfinden. Drei Gespanne haben gemeldet.

geisenfelder nachsuche gertrud 560Wer seinen Hund für den Einsatz in der Praxis richtig gut vorbereiten will, für den ist die „Geisenfelder Nachsuche“ quasi ein Muss. Diese Schweißprüfung der Extraklasse ist eine ganz besondere Herausforderung: Hund und Führer sind auf sich allein gestellt, ohne begleitende Richter, ohne Helfer, ganz alleine im fremden Wald.

Da zeigt sich schnell, wie die Zusammenarbeit zwischen Hund und Führer funktioniert, wie gut der Hund zu lesen ist, wie sicher er auf der Fährte arbeitet, und wie wenig er sich von den zahlreichen Verleitungen ablenken lässt.

Genauso sichtbar werden aber auch die Schwachpunkte, wo muss noch nachjustiert werden, wie lässt sich das Vertrauen in den Hund stärken? Eine schwierige Prüfung zugegeben, aber ein besonderes Erlebnis, eine Prüfung, die Hund und Hundeführer ein großes Stück weiter bringt.

2020 war die zweite Schweißprüfung im Geisenfelder Forst, die von Klaus Neumayr geleitet und organisiert wurde. Mit der gewohnt großen Sorgfalt hat er die Prüfung vorbereitet. Der Geisenfelder Forst - ungefähr 3.000 ha Mischwaldbestände in verschiedenen Altersstufen mit wechselnder Geländestrukturen - ist geradezu ideal für die Ausrichtung einer Schweißprüfung. Die Bedingungen machen es möglich, nahezu gleichwertige Fährten auszusuchen.

Die Fährten werden – in Anlehnung an die Prüfungsordnung der VSwP/VFsP – auf mindestens 1.000 Meter Länge mit Rehschweiß getupft oder mit Rotwildschalen getreten. Die Mindeststehzeit beträgt 20 Stunden. An den sechs Verweiserpunkten und zwei Wundbetten werden zusätzlich zu den Vorgaben der VswP/VFsP-PO speziell gekennzeichnete markante Blätter abgelegt. Heuer waren es die Blätter des Bergahorns. Die Gespanne müssen die Blätter an den Verweiserpunkten und Wundbetten einsammeln und am Ende der Fährte ihrem Richter übergeben. Die Zahl der gefunden Blätter sind ein Ausdruck der Fährtentreue des Hundes. Sie sind – neben der benötigten Zeit – ein wesentliches Kriterium für die Bewertung der Fährtenarbeit.

Am Prüfungstag trafen sich Hundeführer und Richter wegen der Corona-Beschränkungen nicht wie gewohnt im Suchenlokal, sondern gleich im Prüfungsgelände an der Mittelbacherl Hütte mitten im Wald. Abenteuerlich war schon die Anreise: Von der Bundesstraße ging es direkt in einen der vielen Forstwege. Das Kennzeichen für den richtigen Weg: ein großes rotes Holzkreuz. Aber alle haben problemlos hingefunden. An der Hütte erwartete uns eine stärkende Tasse Kaffee, das tat gut und nahm die Nervosität.
Treffpunkt war 8:30 Uhr. Drei Gespanne sind angetreten, eines für die Fährtenschuh-Fährte, zwei für die Schweißfährte. Es liefen ein Deutsch Drahthaar-Rüde, ein Deutsch Langhaar-Rüde und eine Chesapeake-Bay-Retriever-Hündin.

Das Wetter war ideal. Am Vortag hatte es vormittags noch geregnet, nachmittags nach dem Fährtenlegen dann nicht mehr und am Prüfungstag schien die Sonne. Die Bedingungen für die Hunde waren perfekt.
Suchenleiter Klaus Neumayr begrüßte Hundeführer und Richter und gab eine kurze Einführung über die Details zum Prüfungsablauf. Dann wurden die Fährten ausgelost. Nach der Überprüfung der Chip-Nummern rückten die Teilnehmer zusammen mit ihrem Richter ab. Pünktlich um 9:30 Uhr wurden die Nachsuchengespanne zur Arbeit angesetzt. Von da an hatten sie zwei Stunden Zeit, zum ausgelegten Stück zu kommen und dabei möglichst viele der Verweiser-Blätter zu finden. Heuer kamen alle drei Gespanne erfolgreich ans Ziel und das auch noch in ausgesprochen kurzer Zeit.

Ein sehr gutes Ergebnis erreichte der Drahthaar-Rüde Anuk vom Franzosenbrunnen, geführt von Matthias Nothdurft auf der Fährenschuhfährte. Er kam nach 33 Minuten ans Stück und konnte alle sechs Verweiserblätter und die beiden Wundbettblätter einsammeln. Der Deutsch Langhaar-Rüde Timmi von Buchheim, geführt von Gertrud Helm, benötigte 35 Minuten für die Schweißfährte. Dem Richter konnten zwei Verweiserblätter und zwei Wundbettblätter überreicht werden. In nur 17 Minuten kam die Retriever-Hündin Penrose Jenny Wren, geführt von Kornelia Wunder, ans Stück, gefunden wurde ein Wundbettblatt.
Nach und nach trudelten die Gespanne bei der Hütte ein. Dort warteten – auch das ist lange Tradition im Geisenfelder Forst – kühle Getränke und ein köstlicher Schweinsbraten mit Brezen und Kartoffelsalat.

Bei der abschließenden Preisverleihung erhielten die Hundeführer eine Urkunde, ein tolles Messer mit dem Emblem des JGV Donau-Altmühlecke und natürlich das begehrte, handgefertigte „Bronzene Siegel“, eine besondere Auszeichnung für eine außergewöhnliche Leistung. Suchenheil!

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66 Bronzene Siegel sind bis heute vergeben worden. Jetzt gehören wir dazu, zur großen Familie der „Geisenfelder Nachsuche“ und das erfüllt uns mit Stolz. Ein Blick in die vielen Fotoalben zeigt, mit wem wir uns messen durften: Große Namen sind darunter, versierte Hundeführer und Nachsuchenspezialisten. Jetzt müssen auch unsere Hunde sich in der Praxis beweisen.
Ein herzliches Waidmannsdank für die tolle Prüfung, die hervorragende Organisation, die Herzlichkeit und das Engagement und nicht zuletzt für die großartige Verpflegung an Klaus Neumayr und sein tolles Team. Danke auch an die Bayerischen Staatsforsten, dass die Prüfung wieder im Geisenfelder Forst stattfinden konnte. 

Und gleich schon zum Vormerken: Nächstes Jahr Anfang Juli lädt der JGV Donau-Altmühlecke e.V. ein zur 38. Nachsuche auf künstlicher Fährte ohne Richterbegleitung.
Ho Rüd Ho